Das neue MEDICENTER UEDEM bietet mit 6 Praxen drei Allgemeinmediziner, eine Kinderärztin, einen Kardiologen, zwei Osteopathen und einen Heilpraktiker sowie einem ambulanten Pflegedienst und damit ein breites Spektrum medizinischer Versorgung. Ein Prototyp zukünftiger medizinischer Nahversorgung in ländlichen Gebieten mit großen Entfernungen zu den Klinikzentren. Einfache und klare Geometrien, skelettiertes Bauen und nachhaltige unbehandelte Materialien, sowie ein 100% auf erneuerbaren Energien aufbauendes Energiekonzept bilden die Grundlage des architektonischen und energetischen Konzeptes. 

ENERGIE- UND MATERIALKONZEPTION | Einfache und klare Geometrien, skelettiertes Bauen und nachhaltige unbehandelte Materialien, sowie ein 100% auf erneuerbaren Energien aufbauendes Energiekonzept bilden die Grundlage des architektonischen und energetischen Konzeptes. 

Die Gebäudehülle übernimmt nicht nur die Aufgabe sehr gut zu dämmen, sondern liefert vor allem einen baulichen konstruktiven Sonnenschutz, der verhindert, dass sich - trotz hohem Anteil an Tageslichtqualität - das Gebäude durch solare Einträge über den Tag und die Sommersaison hinweg aufwärmt. Dabei erzeugen direkte Sonneneinträge auf den horizontalen Flächen für eine ausdauernde Wärmespeicherung in den Massen der Struktur, die zu meist mit aufwendigen und teuren Gebäudetechniksystemen kompensiert werden müssen. Die hier entworfene Leichtbaufassade dient daher als aussenliegender vorgestellten Sonnenfilter, der eine ausgeglichene und eher diffuse Ausleuchtung der Innenräume gewährleistet. Die Südfassade ist dabei bewusst opak gestaltet und nimmt die vertikalen Holzstelen in Ihrer feinen Struktur und Geometrie umlaufend auf. 

DÄMMLEISTUNG DER HÜLLE | Eine wichtige Eigenschaft der Gebäudehülle ist die Dämmfähigkeit mit geringen Wärmeleitkoeffizienten der eingesetzten Materialien. Dabei soll die Hülle aber auch platzsparend und in der Oberfläche Idealerweise schon fertig behandelt sein, wenn sie auf die Baustelle geliefert wird. Diese Konstruktionslogik erfordert ein Umdenken in der Tragstruktur, was man in diesem Entwurf gut erkennen kann. Das Tragsystem verzichtet auf tragende Aussenflächen und wird als skelettiertes Tragwerk in Stahlbeton ausgeführt. Das ermöglicht den Aussenflächen in einer Leichtbautechnik erstellt zu werden, die über 80% Dämmungsanteil besitzen und zudem nur Eigen- und Windlasten auf sich selbst abtragen müssen. Solche Wände können weit günstiger und leistungsfähiger sein als ihre "tragenden" Alternativen. Bei einer Systemdicke von 23cm erreichen wir einen U-Wert von 0,12 W/qmK.  Dabei sind diese Wände nicht nur leistungsfähige Schichtsystem, sondern liefern direkt eine winddichte Gebäudehülle, die nicht mehr behandelt werden muss.

VERGLASUNGEN | Die verglasten Fassaden in diesem Entwurf liegen in der Ost- und Westfassade. Hier wirkt eine weitere Gestaltungshaltung aus unserer langjährigen Erfahrung mit großformatigen Bauteilen. Die marktüblichen Verglasungen können heute zu einem fairen Preis in 3-fach Verglasung ausgeführt werden, das ist nichts Neues. Wichtig ist dabei aber die Wahl des Abstandshalter Zeichen den drei Gläsern und vor allem der Anteil an Rahmenprofilen im Verhältnis zur Glasfläche. Denn die Leistungsfähigkeit der Gläser liegt bei guten Mehrfachverglasungen schon bei einem U-Wert von 0,5 W/qmK, die Rahmen aber meist bei 1,3 W/qmK oder schlechter. D.h. für uns, die Gläser so groß wie irgend möglich und den Rahmenanteil so gering wie nötig. Damit erreichen wir einen Uw (w für Window) von rd. 0,6-0,7 W/qmK. Das ist zwar Immer noch 5-mal schlechter als die Leichtbauwand oben, dennoch in der Gesamtbetrachtung so dar zu stellen. Man erkennt, es ist die Summe der Teile, die es zu optimieren gilt, das gilt auch für dieses Projekt.

WÄRMEVERSORGUNG HEIZUNG | Aufgrund der guten Gebäudehülle, dem kompakten Volumen und kluger Innenraumaufteilung liegt der Heizwärmebedarf des gesamtes Gebäudes bei lediglich 28,27 kW. Das ermöglicht den Einsatz einer günstigen Wärmepumpe, deren Strombezug durch ein vorgeschaltetes Geothermiefeld mit 5 Bohrungen à 110m weiter minimiert wird. So muss die Wärmepumpe rd. 22K Temperatur anheben um das Übergabesystem der Fussbodenheizung mit einer Vorlauftemperatur von rd. 36°C zu versorgen. Dieser geringe Temperaturhub wird durch elektrische Leistung erzeugt, die wiederum im Gebäude vorgehalten wird, siehe darunter. Besonders ist das sogenannte "natural cooling concept", das mittels einer bypass-Schaltung das im Sommer aufgewärmte Temperaturniveau des Fussbodens aufnimmt und im Boden speichert. Damit regenerieren wir den Wärmeentzug aus dem Geothermiefeld im Winter mit der Rückspeisung im Sommer, wir "laden" den Boden quasi wieder energetisch auf, damit er im nächsten Winter wieder leistungsfähig zur Verfügung stehen kann.

WÄRMEVERSORGUNG TRINKWASSER | Ein ungewöhnliches Konzept: Wir nutzen zur Erwärmung modernste Durchlauferhitzer mit 3-11kW für den Warmwasserbezug an den Zapfstellen der Handwaschbecken. Da wir keine klassische Trinkwarmwasser Vorhaltung für Duschen oder Badewannen im Gebäude haben, können wir mit einem "1-Leitungssystem" zu niedrigen Kosten frisches Trinkwasser im Gebäude verteilen, ohne eine 2. Trinkwarmwasserleitung und ohne eine 3. Zirkulationsleitung installieren zu müssen. Dieses Konzept stieß zu Beginn auf Widerstand bei den Installateuren, die Sorgen wegen der Reinheit des Wasser bei längeren ungenutzten Phasen hatten. Dem konnte entgegnet werden, das durch die Digitalisierung mittlerweile elektrischer Armaturen zu fairen Preis (unter 300 Euro pro Stk.) die Möglichkeit besteht die Armaturen automatisch einmal die Woche spülen zu lassen, damit waren die Sorgen beseitigt und ein modernes günstiges System etabliert. 

NURSTROMGEBÄUDE | Die Durchlauferhitzer, der Eigenbedarf an Strom sowie die Wärmepumpe und alle Nebenbauteilen, wie Pumpen oder Stationen werden in diesem Entwurf elektrisch betrieben. Damit entsteht ein sogenanntes "Nurstrom-konzept", das erst dann nachhaltig funktioniert, wenn sein Energiebedarf aus rein erneuerbaren Energien erzeugt wird. Dafür nutzen wir das wie eine 5-Ansicht gestaltete flache Dach (ein Satteldach wäre hier hinderlich) mit rd. 580qm für eine 99,9 kWp große PV-Anlage mit Q-Cells Elementen mit 340W pro Modul. Diese Energie wird in Batteriespeichern geladen und in einem ersten Schritt im Eigenverbrauch verwendet ohne diesen von aussen einkaufen zu müssen. Der Energiespeicher besteht aus 3x20 kW Elementen der errechnete Strombedarf über das Jahr liegt bei rd. 63 kW, saisonale Schwankungen werden über das öffentlich Netz gepuffert.Bei aktuell rd. 31 Cent pro kW Stromkosten, die gerade durch den Ausstieg aus der Atomkraft und den Übergang durch die Braunkohle hin zu erneuerbaren Energien in den nächsten jähren auf sicher 50 oder mehr Cent pro kW steigen, ist eine solche Anlage eine Investition in die Zukunft. Dazu kommt natürlich das gute Gefühl unabhängig von den Marktentwicklungen zu sein und bewusst etwas Gutes für die Umwelt zu tun.

 

EINSATZ VON MATERIAL - RECYKLIERFÄHIGKEIT | Ein wichtiger Aspekt in allen unseren Projekten ist der Einsatz von Material und dessen architektonische Verwendung. Wir versuchen dabei immer materialecht und mit wenig "Schminke" zu entwerfen, d.h. dem eingesetzten Material auch seine Identität und Haptik zu belassen und es nicht zu verputzen, zu streichen oder zu verändern. Das gelingt nicht immer, ist aber der Anspruch, den wir verfolgen. Das hat nicht nur gestalterische Gründe, sondern vor allem auch die Erfahrung, dass angetastete Materialien meist nicht nur leistungsfähiger sind, sondern vor allem auch wieder anderweitig verwendet werden können, wenn man sie zurück baut. Wir sprechen im Atelier von "eingelagertem Kapital", das wir so einsetzen wollen, dass es auch nach seiner Nutzzeit noch Kapital ist und kein Sondermüll, wie leider 75% aller Baustoffe auf den Baustellen. Dazu gehört auch einen Entwurf so zu materialisieren, dass er z.B. ein sehr leichtes Tragwerk hat, Fassaden von Lasten befreit werden und damit weniger Material benötigen oder auch der maximale reduzierte Einsatz von technischen Systemen, die später kaum wieder zu verwenden sind. Das funktioniert nur in einer Gesamtbetrachtung und wir würden uns wünschen, dass diese Thema auch bei den Baustoffherstellern viel präsenter ist. Allein der Versuch einen voll rezyklierfähigen Dämmstoff für Flachdächer zu finden, der ohne Rohölbasis erstellt wird, ist fast unmöglich und bis heute nicht wirtschaftlich darstellbar. Solche Beispiele gibt es leider viel zu viele...